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Geschichte


Geschichtliches

Das 2 km südöstlich von Gronau liegende und etwa 70 Einwohner zählende Dorf Dötzum findet erstmalig 1255 in schriftlichen Überlieferungen unter dem Namen Dotessem Erwähnung. Dieser Name verändert sich in nachfolgenden Urkunden (1295/1333) über Dotzem (1321) bis zur heutigen Bezeichnung.

Im Mittelalter gehörte Dötzum zum bischöflichen Amt Winzenburg und bestand lediglich aus einem Ackermannshof und zwei Halbspännerhöfen.

Während dieser Zeit tauchten die als Zeugen genannten Brüder Eilhard und Walter auf, die sich nach dem Dorf „von Dötzum“ nannten. Auf einer am 22. Juni 1343 datierten Urkunde wird Eylarus de dotsen erwähnt, der hier als Zeuge sein Siegel benutzte. Dieses Siegel wurde später Grundlage für das noch heute genutzte Wappen Dötzums, einem silber-roter gespickelter Schrägrechtsbalken auf blauem Grund.

Es ist davon auszugehen, dass die Adelsfamilie einen Rittersitz in Dötzum besaß, der vermutlich um 1500 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Stattdessen bewohnte sie Rittersitze in Gronau (den heute nicht mehr existierenden Burgmannshof zwischen Engelbrechten’schem Hof und Bockhof I / Junkernstraße sowie den Schäferhof / Burgstr.) und Banteln. Seitdem die Familie mit dem Tod des kinderlos gebliebenen Johann von Dötzum 1582 ausstarb, sind von den von Dötzum jedoch keine Spuren mehr im einst namenstiftenden Ort zu finden, wohl aber in der ursprünglich für Banteln zuständigen Feldberger Kapelle. In oder an dieser Kapelle wurden Johann und seine Familienangehörigen bestattet, was zwei alte in der Kapelle aufgestellte Grabplatten bezeugen.

Anders, als es die Sage erzählt, hat es in Dötzum selbst nie eine eigene Kirche oder Kirchengemeinde gegeben. Kirchlich gehörte das Dorf schon immer zusammen mit Heinum und Wallenstedt zu Rheden, woran sich bis heute nichts geändert hat.

Als der Hildesheimer Bischof im Rahmen der Hildesheimer Stiftsfehde das große Stift Hildesheim verlor, fiel damit auch Dötzum für 120 Jahre an den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach der Säkularisierung im Jahre 1803 änderte sich die Zugehörigkeit Dötzums mehrfach. Für kurze Zeit ging das Dorf an das Königreich Preußen, zwischenzeitlich unter der Herrschaft Napoleons an das Königreich Westphalen, gehörte ab 1815 zum Königreich Hannover und 1866 schließlich wieder zum Königreich Preußen.

Über lange Zeit wurden die Kinder Dötzums auch in den Nachbarorten eingeschult, doch seit der Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Gemeinde in die Stadt Gronau im Jahre 1974 besuchen die Kinder des Dorfes die Kindergärten und Schulen dort.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die berufstätigen Einwohner heute nicht in Dötzum beschäftigt, verdienen ihren Lebensunterhalt in der näheren oder weiteren Umgebung und müssen ihren Ort daher tagsüber verlassen. Bis auf einen Obst- und Gemüsehändler ist hier auch kein Lebensmittelgeschäft ansässig, aber im nahe gelegenen Gronau, das mit dem PKW oder Fahrrad, aber auch mit einer Buslinie innerhalb weniger Minuten zu erreichen ist, können die Dötzumer alle notwendigen Besorgungen erledigen.


Historische Baulichkeiten

Ackermannhof Knackstedt (heute Richter) mit Treppenturm
Zu finden: Am Pfingstanger 2
und
Halbspännerhöfe Wettberg und Bartens (heute Tenne) mit Transformator-Turm und kleinem Stallgebäude
Zu finden: Am Pfingstanger 4

Das mittelalterliche Dorf Dötzum bestand aus einem Ackerbauerhof und zwei Halbspännerhofstellen. Diese existieren noch heute.

Die größte Hofstelle war der Ackermannhof Knackstedt. Grundherr dieses Hofes war das Domkapitel in Hildesheim, ab 1815 gehörte er mit dem Amt Hildesheim zum Königreich Hannover. Als Johann Friedrich Knackstedt den Hof im Jahre 1817 an seinen Sohn August Friedrich übergibt, zählen zum Gebäudebestand ein Wohnhaus mit gewölbtem Keller und Stall unter einem Dach, zwei Scheunen und ein Backhaus, zum Hof außerdem 80 Morgen Ackerland sowie fünf unterschiedlich großen Gärten mit reichlich Obstbaumbestand. August lässt die beiden Scheunen erneuern und baut außerdem einen Schweinestall und ein neues Backhaus.

Nach Übernahme des Hofes durch Wilhelm Richter lässt dieser die Wirtschaftsgebäude neu aufbauen. Nach den Plänen des Hildesheimer Architekten W. Baul, unter dessen Leitung etwa zur selben Zeit der Bismarckturm in Hildesheim errichtet wird, entsteht eine für die damalige Zeit moderne und in der Fachliteratur viel beachtete Fachwerkhofanlage mit optimaler Raumaufteilung für die Tierhaltung. Auffälligstes und besonders dekoratives Gebäude ist ein Treppenturm nach der Vorlage eines deutlich kleineren Taubenturms im benachbarten Heinum, der auf dem Hof Richter u. a. als Lagerraum für Getreide genutzt wird. Diese Hofanlage ist bis heute erhalten geblieben.

Direkte Nachbarn des Ackermannhofes waren die Halbspännerhöfe Wettberg und Bartens, beide Meierhöfe des Michaelisklosters Hildesheim. Auf den steinernen Torpfosten der südlichen Hofeinfahrt (Heinumer Weg) sind noch die alten Initialen des Hofbesitzers Bartens zu erkennen.

Heinrich Wettberg verstarb im Jahre 1809, 21 Jahre später gab der verwitwete Nachbar Bartens seinen Hof auf und siedelte zu seinem Sohn nach Wallenstedt um. 1840 bewarb sich der in Dötzum ansässige Friedrich Tenne um diese beiden frei gewordenen Höfe. Mit der Übergabe der Hofstellen vom Michaeliskloster an Friedrich Tenne wurden sie zu einer Hofstelle zusammengelegt und sind bis heute im Besitz der Familie.

Tenne und seine Erben nahmen einige Neu- und Umbauten an Wohnhaus und Stallungen vor. Unverändert geblieben ist ein kleiner Schuppen/Stall mit Sandsteinfundament, der heute möglicherweise das älteste Gebäude Dötzums ist.

Außergewöhnlich ist außerdem ein kleiner Fachwerkturm, den Tenne errichten ließ und in dem sich ein Transformator zu Stromerzeugung befindet. Durch den Bau dieses Trafos verfügte der gesamte Hof schon vor der Anbindung Dötzums an das öffentliche Stromnetz über elektrische Energie.

Gutshof mit alter Schmiede,
Zu finden: Am Pfingstanger 1

Die Gestaltung des Gutshofes in Dötzum geht auf die Planungen von Alexander Levin Graf von Bennigsen aus Banteln, dem letzten Grafen von Bennigsen, zurück.

Die längsrechteckige Hofanlage wird von den Gebäuden des Gutes eingerahmt. Sie entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jh., das Gutshaus im Jahre 1870.

                                                                          

Für Gutshaus und Wirtschaftsgebäude verwendete man unverputzten Backstein, für den von Bennigsen sich auch beim Neubau der Mühle und seines Wohnhauses in Banteln entschieden hatte. Das zweigeschossige Herrenhaus aus rotem Ziegel trägt ein Krüppelwalmdach. Zwischen den Geschossen verläuft ein Schmuckband aus gelben Ziegelsteinen. Die Fenster im Parterre sind mit Rundbögen, die im Obergeschoss mit Segmentbögen versehen.

Die Wirtschaftsgebäude sind zum großen Teil noch erhalten und werden für den landwirtschaftlichen Betrieb genutzt, eine große Scheune links der Hofeinfahrt enstand später neu. In der Hofmitte ist noch das kleine Gebäude der ehemaligen Schmiede erhalten, das in naher Zukunft auch als Wohnhaus genutzt werden kann.

Nach dem Tod von Alexander Levin, dem Sohn aus Levin August Gottliebs vierter Ehe mit Marie Leonarde von Andrzeykowicz,  gingen das Gut in Dötzum und die Mühle in Banteln in die Hände seiner Erben, den Sohn seiner Schwester Alexandrine Berta und später an dessen Tochter und Erbin Hedwig von Bennigsen-Mackiewicz. Diese verpachtete das Gut an den Landwirt Johannssen und dessen Sohn, die den Betrieb sehr erfolgreich führten und zu einem angesehenen Lehrbetrieb in der Acker- und Viehwirtschaft machten.

1987 wurde das Gut als Nebengut an seinen jetzigen Besitzer, den in Bielefeld lebenden Hans Joachim Meyer zu Jerrendorf verkauft und von diesem an den Landwirt Günther Glowienka aus Jeinsen verpachtet. Gut Dötzum ist heute ein landwirtschaftlicher Betrieb ohne Viehhaltung. Aktuell werden Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln angebaut.

Leutehäuser
Zu finden: Am Pfingstanger 10

Zum Gebäudekomplex des Dötzumer Gutes gehören außerdem Wohnhäuser für die landwirtschaftlichen Mitarbeiter und deren Familien. Eines dieser Häuser trägt auf dem Dach einen kleinen Glockenturm mit Uhr. Weitere Leutehäuser mit zugehörigen kleinen Stallgebäuden liess von Bennigsen am Pfingstanger errichten.

Die Leutehäuser werden heute nicht mehr vom Gutspersonal bewohnt. Die fünf Wohnungen auf dem Gutshof sind heute anderweitig vermietet, die Häuser am Pfingstanger wurden verkauft.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Schmiede, auf dem Gutshof
Zu finden: Am Pfingstanger 1

Mitten auf dem Gutshof Dötzum steht ein kleineres Gebäude aus rotem Ziegel. In diesem befand sich früher die Gutsschmiede. Als solche wird es heute nicht mehr genutzt, soll aber in naher Zukunft zu einem Wohnhaus hergerichtet werden.

Backhaus, Hof Richter
Zu finden: Am Pfingstanger 2

Auf dem Hof Richter, dem ehemaligen Ackermannhof Knackstedt kann man noch heute ein funktionierendes Backhaus finden. Nachdem August Knackstedt den Hof 1817 von seinem Vater Johann Friedrich übernommen hatte, ließ er es im Garten der Hofanlage errichten.

Transformatorturm, Hof Tenne
Zu finden: Am Pfingstanger 4

Einerlei, von welcher Seite aus man sich Dötzum nähert kann man schon früh einen Turm ausmachen, den Ortsfremde zunächst für einen Kirchturm halten. Tatsächlich aber hat es in Dötzum nie eine Kirche oder Kapelle gegeben. Der Turm gehört vielmehr zur Hofanlage des Landwirts Tenne. Friedrich Tenne setzte schon früh alles daran, seinen Betrieb bereits vor der allgemeinen Stromversorgung selbst mit elektrischem Strom auszustatten – eine Idee, die im Dorf damals zu einigem Erstaunen und Unverständnis führte. Tenne ließ sich jedoch nicht beirren und auf eigenen Kosten einen hofeigenen Transformator installieren, der sich seitdem in einem schmucken Fachwerkturm befindet.